Wer in Hannover lebt, dem begegnet, zumindest meiner Erfahrung nach, oft Unverständnis. Die Landeshauptstadt ist vielen wohl bekannt, denn sie ist ein zentraler Umsteigebahnhof zwischen Süd und Nord sowie Ost und West. Jedoch nutzt sie nicht die Chance, ihre Besucher während ihres Aufenthalts zu verzaubern. Sie ist so viel mehr als Lüttje-Lage, Schützenfest und EXPO. In meiner Zeit zwischen 2011 und 2018 hat sie mich allerdings verzaubert. Diesen Zauber möchte ich gerne in dieser Blog-Serie teilen.
Unterm Schwanz, am Nordufer, an der Kröpcke Uhr… wenn man das so liest, könnte man denken, dass man in Hannover immer nur warten muss. Stimmt aber nicht – und damit herzlich willkommen zum dritten Teil der HANNOvERLIEBT Blog-Serie!
Thema heute: die Kröpcke-Uhr
Es ist Mitte September und mal wieder einer dieser Tage. Morgens kalt, Mittags dann aber warm. Einer der Tage, an denen man in Daunenjacke die Wohnung verlässt und im T-Shirt und vollgepacktem Rucksack zurückkehrt.
Ganz so normal ist der Tag aber auch nicht, denn heute fahre ich zurück in die Stadt, die zwischen 2011 und 2018 mein Zuhause war: Hannover. Insgesamt zieht sich dieses Thema der “Rückkehr nach Hannover” schon länger durch mein Leben. Der Tag meiner Geburt ist quasi auch der Tag, an dem meine Eltern wieder nach Lüneburg zogen. Mein älterer Bruder ist sogar gebürtiger Hannoveraner. Meine Eltern hatten in den 80ern in der LHST studiert und 2011 begann auch mein Studium an der Leibniz Universität. Dort zog ich in ein Studentenwohnheim neben der Hauptmensa – wo sich meine Eltern vor gut 25 Jahren noch selbst rumtrieben. Rückkehr also.
Vor allem ist der Tag aber besonders, weil ich zum ersten Mal mit unserer HannoVerliebt-Kollektion durch Hannoveraner Läden streifen werde. Im Studium lernt man, dass dies essentiell ist, um erfolgreich zu werden. Tun muss man es dann aber doch selbst und es ist mörderisch aufregend. So tingel ich von Laden zu Laden und halte ab und zu bei einer alten Bekannten inne: der Kröpcke-Uhr.
In der mittlerweile für einen September Tag brütenden Hitze spendet sie mir, der zu ihren Füßen sitzt, Schatten. Und Ablenkung, denn um mich herum tobt das Leben. Eine alte Dame kommt offensichtlich 15 Minuten zu spät, wenn man den mahnenden Worten ihrer Freundin Glauben schenken darf. Doch statt einer Entschuldigung folgt nur ein “Pah, du hast Glück, dass ich nicht noch später gekommen bin” und rasch wechselt das Gesprächsthema. Mein Blick schweift weiter und bleibt bei zwei jungen Menschen hängen. Er kommt ihr entgegen und fährt sich verlegen durchs Haar. Beim Aufeinandertreffen folgt eine hastige Umarmung und man merkt, dass beide sich gerne länger nahe geblieben wären. Es knistert. Schnell gehen die beiden mit einem breiten Grinsen im Gesicht weiter, bestimmt holen sie sich ein Eis. Ich entdecke einen Mann der immer mal wieder zu mir herüberspäht. Wahrscheinlich ist er neidisch auf meinen Schattenplatz… aber sorry, ich bleibe hier noch eine Weile. Jetzt gesellt sich eine Dritte zu den beiden anderen Damen und es wird klar, wer mit “noch später kommen” gemeint war. Die drei zischen ab in das Lokal mit der Möwe, das direkt nebenan ist und ich habe erstmal etwas Ruhe.
So völlig auf mich alleingestellt wandert mein Blick in den Himmel und auf einmal fühle ich mich geerdet. Ich spüre den Boden unter mir, die Uhr an meinem Rücken und atme langsam aber stetig die Stadt in mich hinein. Mit neuer Kraft mache ich mich auf zu den nächsten Läden und weiß, egal was passiert, die alte Kröpcke Uhr wird mir schon den Rücken stärken. Wenn mal was ist, sie wird auf mich warten.
Der Tag geht vorbei und ich nehme den Zug zurück nach Hamburg. Die Kröpcke Uhr bleibt in Hannover, in meinem Herzen und ich bin mir sicher: wir beide warten schon darauf, uns bald wiederzusehen.
Die Kröpcke-Uhr gibt es bei uns auch als Galionsfigur – damit man auch zuhause nie alleine warten muss.